COVID-19-Welle: Der Spitzenverband-ZNS warnt vor Tsunami neuropsychiatrischer Folge-Erkrankungen
Die COVID-19-Pandemie führt zu einem starken Anstieg neurologischer und psychischer Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Durch die psychosozialen Folgen der „Lockdownmaßnahmen“ nehmen die Bedarfe für die Behandlung von psychischen Erkrankungen, wie Depressionen, Angsterkrankungen, Suchtkrankheiten, Schlafstörungen und Posttraumatische Erkrankungen in allen Altersklassen in den ohnehin schon überlasteten Praxen kontinuierlich zu. Auch Kinder und Jugendliche sind stark betroffen.
Hinzu kommen die Hirnschädigungen und die Long-COVID-Verläufe, die in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Virus stehen. Jeder sechste Patient leidet drei Monate nach der Covid-19-Infektion unter neurologischen Ausfällen, kognitiven Störungen und Demenz ähnlichen Symptomen, Fatiguesyndromen, epileptischen Anfällen sowie Erkrankungen von Nerven und Muskeln.
Die psychosozialen Folgen und Teilhabeprobleme der Hirnschädigungen und der psychischen Folgeerkrankungen werden noch lange eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellen.
Nach der Fokussierung auf die Intensivmedizin müssen jetzt die Möglichkeiten geschaffen werden, um komplex neurologische, psychosomatische, psychiatrische und kinder-und-jugendpsychiatrische Versorgung niederschwellig zu gewährleisten.
Ressourcen, die für die Versorgung der aktuell erneut wachsenden Patientenzahl notwendig sind, liegen in einer klugen Vernetzung der regionalen Behandlungsangebote. Es müssen Strukturen und Möglichkeiten geschaffen werden, die bestehenden ambulanten Behandlungsangebote zu verzahnen. Diese müssen klug vernetzt werden und auch präventive und rehabilitative Behandlungsangebote beinhalten.
Intensivmedizin hat zur Rettung vieler schwer betroffener COVID-Patienten geführt. Die Expertise der Epidemiologen und Virologen konnte zur Eindämmung und zum Rückgang der Infektionsfälle und Erkrankungswellen beitragen. Nun müssen die Fachärzte, die neurologische und psychische Folgeerkrankungen der COVID-Betroffenen behandeln, angemessen ausgestattet und Versorgungsmodelle entwickelt werden, damit individuelle Behandlung der Patienten zeitnah und angemessen erfolgen kann. Nur so können die wirtschaftlichen und sozialen Folgen eingedämmt werden, fordert Dr. Uwe Meier (Präsident des Spitzenverbands ZNS).
Über den Spitzenverband ZNS
Der Spitzenverband ZNS (SpiZ) ist der Zusammenschluss der bedeutendsten fachärztlichen Berufsverbände auf dem Gebiet der Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik, Kinder- und Jugendpsychiatrie und ärztlicher Psychotherapie. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder gebündelt, um diese gegenüber der Politik, der Selbstverwaltung und der Öffentlichkeit zu vertreten.
Die aktuellen Mitgliedsverbände des SpiZ:
- Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN)
- Berufsverband Deutscher Neurologen (BDN)
- Berufsverband Deutscher Psychiater (BVDP)
- Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (BPM)
- Berufsverband ärztlicher Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker in der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (BÄP in der DGPT)
- Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP)
Durch seine Mitgliedsverbände vertritt der SpiZ die für die Versorgung von psychisch, psychosomatisch und neurologisch erkranken Patienten relevanten Fachärzten in Deutschland. Insgesamt sind 24.000 Fachärzt*Innen der genannten Disziplinen durch den SpiZ vertreten.